ANTARKTIS
EINE REISE INS EWIGE EIS MIT DER MS HANSEATIC
6. – 7. Januar: Zürich – Buenos Aires
Ich fahre in die Antarktis! Echt! Endlich ist es soweit. Komisch, alle fangen an zu lachen, wenn ich das erzähle. Was? Du? Dort ist es aber kalt! Du bist doch Afrikafan?
Ja, ja, stimmt alles, und kalt ist es dort, bis -70°C! Aber das nur im Winter, und jetzt ist dort Sommer und sicher nicht kälter als -10°C, oder -20°C – hoffe ich mal …
Und vergiss nicht, ich reise auf einem 5-Sterne Schiff, mit Heizung, ganz viel Essen, lauter Senioren … und Jürg. Aber bis man mal dort ist, dauert es ewig. Mit dem Zug zum Flughafen, Flug nach Frankfurt um 18:20, um 22:15 weiter bis Buenos Aires, ich bin schon mal ziemlich müde. Nach 14 Stunden sind wir dort, nein 13 Stunden 20 Minuten – wir hatten Rückenwind. Um 08:00 „local time“ sind wir dort, aber dann bist du noch nirgends. Nach 90 Minuten Schlange stehen bei Immigrations, und nochmals 30 Minuten bei der soundsovielten Gepäckkontrolle, geht’s weiter, na endlich, um 10:00 sitzen wir im Bus. In 40 Minuten zum Hotel Four Seasons. Die Fahrt war okay und die Reiseleiterin redete vor sich hin: Ja, das war so ein Stress, bis wir mal im Bus waren, wenn du 80+ bist und vielleicht noch nie gereist, Mensch, das war so was von perfekt durchorganisiert, das war kinderleicht. „Bubi“ heisst das glaube ich heutzutage.
Einmal im Hotel, ein kleiner Imbiss, Kaffee, Tee, Wasser und dann ab aufs Zimmer. Die Brötchen waren übrigens super! Hilfe, wir kommen so was von fett heim, wenn wir so weiter essen! Aber gut, wir gehen aufs Zimmer, echt, ich liebe es, ein Luxusluder zu sein. Das Zimmer ist so gross wie unser ganzer oberster Stock daheim. Die walk-in Garderobe ist etwa wie unser Badezimmer, und das Bad hat drei Türen: zum Bad, zur Dusche, zum WC, so ein Palast, hi, hi…. Das Bett sieht oberfein aus, aber jetzt ja nicht hinlegen! Duschen, umziehen in Tenue kurz, und raus an die Sonne. Wir laufen mal global west und haben nach 100 Metern schon drei tolle Geschäfte gesehen, dann so ein obercooles Shopping Center, das Patio Bullridge, nur teures, aber so schön! Echt, es ist so schön hier, gefällt mir super, elegante alte Gebäude, überall Bäume und Parks, coole Laden, schöne Leute, ein bisschen wie Paris, aber mit südamerikanischem Flair.
Um 14:30 startet die Bustour mit einem Bus voller „Oldies“, zum Glück ein junger, netter Reiseleiter. Zuerst zum Recoleta Friedhof, da hat es nur Mausoleen, unter anderem das, wo Evita Perron liegt. Ja, die von „Don’t cry for me Argentina“! Ihre Mausoleum findet man aber ohne Guide nie, fällt total nicht auf zwischen all den bombastischen Gräbern.
Überall Türmchen, Gravuren, Engel und Kreuze, echt chique, eins schöner und grösser als das Andere, sehr beeindruckend, und um jedes Eck tolle Fotomotive.
Aber es kommt noch besser! Plaza de Mayo, dort sind alle Demos und Revolutionen und so, und immer am Donnerstag die Stillen Proteste dern Mütter, welchen im Krieg ihre Babys weggenommen wurden. Überall Tücher und Banner mit Aufschriften, und wieder nur schöne alte Gebäuden, u.A. die Casa Rosada und die Kathedrale mit Mausoleum des Präsidenten. Gerade als wir rauskommen ein Riesengeschrei, ein Opa rennt zwischen den Bussen und Autos durch auf die Strasse (die hier „nur“ etwa 4-spurig ist). Der Opa war beklaut worden, der Dieb haut ab, springt hinten auf ein parat stehendes Motorrad und Adios. Opa hinterher, aber der hatte natürlich keine Chance. Selber Schuld, die haben nur etwa zehn Mal gesagt, man solle Wertsachen im Hotel lassen. Das gab er dann nachher auch zu, ist ja versichert, aber der Gefühlswert … Pech gehabt, eine Rolex weniger! Aber echt, die Uhr von der Hand weggerissen, dreiste Diebe hat es hier! Danach kam das aller-ober-super-coolste: La Boca. Via Fussball Stadion der Boca Juniors, wo Maradona gross geworden ist, zum farbigen Zentrum. Echt, da schlägt das Foto-Herz höher, lauter farbige Häuser, coole Bars, Cafés und Shops, Grill Restaurants, Tango Tänzer, Opa mit Accordeon.
Via Avenida de 7 Julio , die unglaublich breit ist, so etwa zwölfspurig oder mehr, geht’s zurück zum Hotel. Diese Stadt gefällt mir ganz gut! Und unbedingt Bife de Lomo, also Rindsfilet essen! Genial!
8. Januar: Ushuaia
Der Wecker geht, 04:30, wah! Unser Zeitgefühl ist so oder so hin, also stehen wir auf, duschen, packen und ab zum Frühstück. Das ist ja ein Drill hier! Punkt 05:45 fährt der Bus zum Flughafen, jetzt zum Flughafen für Inlandflüge, und der ist zum Glück ganz nah.
Die Landung plangemäss um 11:10, wir sind in Ushuaia. Mini Flughafen, kein Zoll, zack-zack und wir stehen draussen.
Rein in den nächsten Bus. Wir fahren direkt durch Ushuaia, das geht ja relativ schnell, ist nicht so gross. Unser Guide ist ein junger Argentinier, Federico, der ist echt mega schnüggelig, redet so ein herrliches „Gaucho-Deutsch“. Stopp bei einem Viewpoint, Lunch in einem kleinen Restaurant, der Asado (Grill) ist, wie gestern beim Dinner, ein Feuer mit in einem grossen Kreis rundherum Stecken, mit so halben Schafe dran, qualm, qualm. Nebendran ein Husky farm, das interessiert mich eher als die Schafgerippe … ganz vorne hat’s einen mit so schönen blauen Augen.
Nochmals ein Viewpoint, dann zum Dorf zurück, wo wir noch eine Stunde rumlaufen dürfen. Wir kaufen ein paar Karten, für Briefmarken langt das Geld nicht mehr, und die Kreditkarte ist unbrauchbar ohne Reisepass als ID. Leider mussten wir die Pässe an die Hanseatic Leute abgeben fürs ausklarieren.
Endlich um 17:00 gehen wir an Bord. Das Gepäck wird uns abgenommen und in die Kabine gebracht, wir selber werden sofort zur Observation Lounge gebracht. Jeder bekommt einen Bordpass, eine ID wie eine Kreditkarte, mit Name und Foto darauf, und jetzt bekommen wir noch einen roten Kleber darauf. Ab jetzt sind wir Gruppe ROT.
Täglich wird die Reihenfolge der Zodiacfahrten gewechselt, es hat Gruppe rot, blau, gelb und grün, immer eine andere Gruppe zuerst, eigentlich ein ganz schlaues und faires System.
Unsere Gruppe ist natürlich die beste … wenn rot zuerst ist, ist immer viel los und super Wetter! Tischreservation machen wir auch, mit Frank und Silke, die segeln auch, das klappt bestimmt, das wird sicher lustig. Prosecco in der Hand, ein wenig Info, und dann kann’s losgehen!
Um 18:00 Notfallübung, wir müssen in voller Montur: Pulli, Jacke, Handschuhe, Kappe plus Rettungsweste antraben und zum „Meeting Point“ gehen. Unserer ist im Bistro Lemaire, sehr schön dort. Wenn wir schon untergehen, dann wenigstens mit Stil!
Weil es nur eine Übung ist, und wir fast verrecken vor Hitze, dürfen wir die Rettungsweste ausziehen, juhui! Der Sicherheitschef erklärt noch wie, was, wo, aber das ist echt nur für den äussersten Notfall, hoffentlich also nie!
Endlich Zeit zum Auspacken, geht alles prima rein, habe sogar noch vorige Schubladen für Bücher und so. Nachtessen um 20:00 im Marco Polo Restaurant. Das ist nur ein Stock über uns, Treppe hoch, ein Mal links und wir sind da. Ich werde nicht jeden Tag das Menu auflisten, aber es war gigantisch lecker und bestand aus sieben Gängen:
Fusillierbarschfilet
Suppe, habe ich weggelassen
Kürbisravioli
Sorbet
Lachsfilet mit Reis und Gemüse
Käse
Dessert, auch gepasst, ich bin satt.
Echt, schmeckt alles super! Mit unserem Kaffee müssen wir noch pressieren, wir möchten unbedingt an Deck sein, wenn wir auslaufen. Klappt aber alles perfekt und punkt 22:00 fahren wir los. Es dämmert immer noch, schöne Abendstimmung, nicht so kalt, let’s go ! Mit Frank & Silke, Margrit & Willi danach zur Observation Lounge für einen ersten Schlummertrunk. Irgendwann gegen Mitternacht endlich ins Bett. Wenn’s so lange hell, ist verliert man jedes Zeitgefühl (und das war so oder so schon ziemlich durcheinander).
9. Januar: Auf See in Richtung Falkland Inseln
In der Nacht rollt das Schiff ziemlich, oh je! Ist nicht so ganz schlimm, wir alten Segler schlafen ruhig wieder weiter. Ich schlucke am Morgen zur Sicherheit etwas gegen Seekrankheit, bitte nicht am ersten Tag schon kotzen! Um 9:00 beim Frühstück kommt eine Ansage vom Kapitän (immer an Seetagen). Wir sind jetzt 130 Seemeilen gefahren (mal 1.6 = 208km), ab Ushuaia durch den Beagle Kanal und jetzt auf Kurs 30° in Richtung Falkland Inseln, wo wir morgen früh um 7:00, nach weiteren 210 SM Fahrt ankommen sollten.
Das Wetter ist bewölkt aber trocken, und etwa 9°C, Wasser 8°C. Na gut, das glauben wir mal, das werden wir nicht testen. Jürg hatte heute den Frühstückspecial, Blueberrry Pancakes, war sehr fein! Es hat Säfte oder Prosecco, Kaffee und Tee, Obst, Brot, ein Buffet mit Käse, Fleisch, Wurstwaren oder Fisch, Konfi, Honig, Müesli, Yoghurt etc., nebenbei noch eine Karte für extra Speisen. Was ich sicher nicht essen werde, ist das Matrosenomelette, mit Corned Beef und Hering, wäh! Wir sind inzwischen auf Höhe der Isla de los Estados. Programm heute nach dem Frühstück : um 10:00 Einführung in „Bordverhalten und Zodiac-Besteigung“. Das ist sicher kein Problem nach unserem Seychellen Segeltörn, wo das Ding regelmässig kippte und wir nur in Schwimm-wear Anlandungen machten. Ich bin gespannt, wie die Senioren an Bord das schaffen werden, es hat ein paar recht „umfangreiche“ dabei, plus welche mit neuen Hüften und Knien, oder die mit Rheuma, Arthrose und sonstigen Altersschwächenn… Nach einer kurzen frische-Luft-Pause, wo Jürg schon die ersten Vogelfoto knipst, geht’s um 11:30 weiter mit einem Vortrag im Auditorium.
Ich gebe es ehrlich zu, ich bin ein navigatorischer Vollidiot, echt, das Schiff ist so riesig, ich bin immer am falschen Ort, und nie da wo ich denke, dass ich hingelaufen bin.
Nochmals checken, wir sind auf dem Amundsen Deck, runter gibt’s nur noch die Vortragshalle plus Spital. Eins über uns, bei der Weltkugel links geht es zum Restaurant, (Heck), vorne die Explorer Lounge, nein anders rum, noch ein Deck höher das Bistro Lemaire. Wenn man hinten unten rausgeht, hat es ein kleines Deck mit Liegestühlen, hinter dem Bistro ein etwas grösseres mit Tischen und Stühlen und Heizstrahler! Im Moment weiss ich echt, wenn ich draussen stehe, nicht mehr auf welchem Deck, und ob vorne oder hinten, gut, das merkt man wegen der Fahrtrichtung dann schon, ich lerne das schon noch! Lunch im Marco Polo, oben war alles schon besetzt. Ist egal, das Essen ist das gleiche, nur oben ist Buffet und hier ist bedient und viel ruhiger.
Um 13:30 Verteilung von Parka und Gummistiefeln, echt, sogar an einem Seetag sind wir dauernd beschäftigt.
Die Stiefel sind gar nicht so unbequem, und die Jacke ist der Hammer, sogar die Ärmel sind lang genug für mich. Ich verbringe den Nachmittag im Liegestuhl an der Sonne mit ein paar Unterbrüchen für Vogelfotografie. Da frieren mir aber schon bald die Fingerspitzen ab, also wieder zurück auf die Liege.
Jürg verschwindet zur Infostunde mit den Experten: Vogelkunde. Um 16:00 gibt’s Kaffee oder Tee mit Kuchen, da taucht „Birdman Jürg“ natürlich wieder auf. Er hat ganz vorne auf der Spitze Birdwatching betrieben, Spinner, es bläst wie blöd, im Wind ist es eiskalt! Nächster Vortrag um 16:45 über den Falklandkrieg. Das war die erste echt lustige und interessante Kriegserzählung die ich je gehört habe. Heute Abend Captainscocktail und -dinner, Kleidung „festlich“. Soll ich jetzt in das kleine Schwarze oder nicht ? Doch! Es gefällt mir hier, Prosecco so viel du magst, und dazu noch aufs Foto mit dem Captain (kannst du dann nachher kaufen für 7 Euro). Das Essen war wieder sensationell fein, das lohnt sich echt, so ein Fünfsterneboot ! Um 22:30 aufs Zimmer, das Programm für morgen liegt auf dem Bett. Es gibt zwei Anlandungen um 08:00 auf New Island, danach 50 SM weiter auf Carcass Island, wo wir eine 90-minütige Wanderung machen, und Gruppe Rot geht zuerst! Ich freue mich jetzt schon, das wird cool, und dort hat es „Strubelfrisur“-Pinguine, juhui!
10. Januar: Falkland Inseln – New Island & Carcass Island
Der Wecker auf 06:30 gestellt, nicht das was wirklich nötig war, vor lauter Aufregung war ich ab 04:30 schon hellwach. Jacke an und raus, erste Land-in-Sicht Foto gemacht. Deutlich weniger Wellen jetzt, wo wir in Lee der Inseln sind, das ist sehr angenehm. Wind hat es trotzdem immer. Wir sind etwas früher da als geplant, um 07:45 schon in den Zodiacs.Pulli an, Regenhose über den Jeans, falls es spritzt (lange Unterhose lassen wir weg, es ist 13°C), Jacke, Halstuch, Handschuhe im Sack, darüber Rettungsweste und Gummistiefel, sieht echt explorermässig aus!
Hände desinfizieren, ID Karte durch den Leser ziehen, durchs Desinfektionsmittelbad laufen, und ab im Zodiac. Voll easy.
Treppe runter, und da stehen zwei Filipinos, die mir in den Zodiac helfen, das ist ja Luxus pur hier. Am Strand von New Island werden wir von einem Experten empfangen. Er hebt eine Tafel hoch, darauf steht unsere Schlusszeit, wir haben 90 Minuten.
Als drei Zodiacs da sind, laufen wir mit Experte Silvia Stevens los. Bei den Magellan Gänse wird schon fleissig geknipst, ich mache nur 2-3 Fotos, ich will Pinguine! Nach einer einfachen 15-minütigen Wanderung sind wir bei den Klippen auf der anderen Seite der Insel.
Es windet hier deutlich mehr, was auch ganz gut ist, ich verrecke fast vor Hitze, habe viel zu viel an! Der Gestank ist minim, ist schlimmer wenn ich furze.
Überall hat es Pinguine, ganz viele Goldschopfpinguine, die mit den Strubelhaaren, teils mit Küken, Königskomorane, Schwarzbrauen Albatrosse, Rockhopper- oder Felsenpinguine, Eselspinguine, Caracara, Skua, weiss ich was alles. Ich habe mein Stubelpinguinfoto, ich bin super glücklich, alles mehr ist Zugabe.
Es wimmelt hier nur so von Tieren, und die 180 Idioten in roten Parkas machen total keinen Eindruck. Wenn du lange genug sitzen bleibst, wackeln, watscheln oder hüpfen die sogar auf einen zu. Viel zu schnell müssen wir wieder zurück zum Schiff, ich könnte den ganzen Tag hier sitzen bleiben. Mann, war das ein Erlebnis !
Durchsage vom Captain, wir fahren los. Es ist jetzt 10:45, nur 43 SM weiter, unterwegs gibt’s noch eine recht enge Passage, etwa um 13:00. Da müssen wir also vorher essen gehen, um 13:45 geht’s wieder ab in den Zodiacs. Delfine schwimmen direkt dem Schiff entlang, wir geniessen einen BBQ auf dem Lemaire Deck bei 15°C oder so, so dekadent, als Dessert gibt’s Eis!
Nächster Stop ist Carcass Islands Leopard Beach. Die Anlandung ist wieder total einfach bei flacher See und leicht abfallendem Sandstrand. Fast wie in der Karibik, nur ist das Wasser etwa 20°C kälter. Wir haben wieder megaschönes Wetter, am Strand hat es Magellan Pinguine, weiter hinten Magellan Gänse und eine etwas karge leere Landschaft mit riesen Grasbüscheln: Tussockgras. Die Pinguine nisten dazwischen, das ist die einzige Pinguinart, die in Höhlen nistet.
Die Wanderung ist total locker, fast eben, aber weil es so warm ist, leiden wir alle. Schon den Fleecepulli zu Hause gelassen, die Regenhose im Rucksack verstaut, aber immer noch schweisstreibend! Viel zu fotografieren gibt es hier nicht, rundum die zwei Strände ist es schön, aber sorry, sonst ist das hier eine trostlose verlassene Einöde. Wir laufen zur Farm der Familie McGill, wo es „English tea“ und viel Süssigkeiten gibt.
Es ist inzwischen so schön, dass wir mit hochgekrempelten Hosenbeinen und im T-Shirt im Garten liegen. Abends haben dann alle eine rote Birne, viel zu viel Sonne!
Dinner heute im Lemaire, Argentinischer Abend. Durchsage vom Captain, wir fahren jetzt los in Richtung Stanley, die Hauptstadt der Falkland Inseln, soweit okay. Aber dann, für heute Nacht Windstärke 7 bis 8, Böen bis 9, zum Glück von hinten, das schaukelt weniger … Jetzt mal schauen, ob unsere Theorie „wir haben die beste ruhigste Kabine“ stimmt. Dinner war natürlich wieder super. Es schaukelt inzwischen bedeutend mehr und der Wind pfeift ums Schiff, wir werden von den Wellen in den Schlaf geschaukelt heute. Entweder habe ich langsam Seebeine oder wir haben wirklich eine super Kabine, es geht uns gut.
11. Januar: Falkland Inseln – Stanley
Um 06:30 wach, schon mal besser als gestern. Die Sonne scheint rein, strahlend blauer Himmel, und mega Sturm. Durchsage : Stanley ist Backbord in Sicht.
Die Schieflage des Schiffes ist nicht, wie wir meinten, weil wir eine Kurve fahren, sondern weil es mit Windstärke 8 bis 9 stürmt. Unglaublich, der Wind drückt diesen Riesenkahn in Schieflage!
An Landgang ist nicht zu denken, wir können nicht mal in den Hafen rein.
Um 13:00 gehen dann doch die Ersten an Land, Gruppe gelb ist heute zuerst, unsere Tischfreunde Frank & Silke also … viel Spass! Es regnet in Strömen und stürmt immer noch recht heftig. Der Wind lässt aber innert kurzer Zeit soweit nach, dass wir doch durch die nur 50 Meter breite Passage in den wahnsinnig gut geschützten inneren Hafen reinfahren können. Als wir als Letzte an Land gehen, hört es sogar auf zu regnen. Silke und Frank kommen gerade zurück, die sehen aus wie ersoffene Katzen, keinen trockenen Faden am Leib trotz Regenbekleidung. So schnell wechselt das Wetter hier!
Vorbei geht es an echt englischen, viktorianischen Reihenhäuser, der Antarctic Society, der ältesten anglikanischen Kirche, dem whale-bone Arch und vielen kleinen, hübschen englischen Häusern mit Staudengärten. Echt, man versteht, wieso die nicht zu Argentinien gehören möchten! Das ist England pur hier.
Der Wohnsitz des Gouverneurs ist das schönste Anwesen, mit üppig blühendmn Blumengarten und perfektem Rasen. Dann gibt’s noch Denkmäler für alle möglichen Seeschlachten, und am Ende vom Dorf das kleine, aber feine Museum. Auf dem Retourweg noch in ein paar von den Touristenshops rein. Ich geb’s zu, auch ich bin dem „Pinguinwahn“ verfallen, und habe mir so einen niedlichen kleinen Plüschpinguin gekauft.
Es war zwar ein verkürzter Aufenthalt, aber für uns total okay so, soviel gibt’s hier nun auch wieder nicht zu bestaunen. Um 19:00 Leinen los und Kurs auf Süd Georgien. Halte dich fest: 764 SM ( gut 1200km ), oh shit! Wir werden drei Tage und zwei Nächte auf See verbringen, es gibt sicher wieder ganz viele Vorträge und so. Es schaukelt schon ziemlich, aber zum Glück haben wir Wind und Wellen von hinten, es geht recht gut, unsere Kabine ist prima.
12. Januar: Auf See
Es schaukelt! Solange ich liege, geht es noch, ich nehme zur Sicherheit nochmals eine Pille, dann geht’s sicher gut. Um 8:00 Frühstück, echt langsam, wir haben ja Zeit!
Um 10:00 Vortrag: Antarktis im Klimasystem unserer Erde. Obligatorisch für alle Passagiere, am Eingang wird sogar die Kabinennummer gecheckt. Es war sehr lehrreich und interessant.
Direkt danach Rückschau Falklands und Vorschau Süd Georgien! Um 12:30 ist das Programm endlich fertig, mein Kopf summt und brummt, so viel Informationen! Nach dem Lunch nochmals auf die Liegestühle bis es uns zu kalt wird, dann rein in die Explorer Lounge, „zufällig“ nur noch zehn Minuten bis Tea-time, irgendwie vermute ich, dass mein Mann das so geplant hat. Um 16:45 schon wieder der nächste Vortrag, wir schauen das mal auf dem Fernseher in unserem Zimmer, schön bequem auf dem Bett liegend.
Das war aber nicht so eine gute Idee, bin nach 30 Minuten eingeschlafen und habe das meiste verpasst. Zehn Minuten vor dem Dinner werde ich erst wach, jetzt muss ich noch pressieren! Der Argentinische Abend ist super.
Inzwischen schaukelt es wirklich heftig, Wellen von 8-9 m, wenn wir im Wellental sind, ist die Welle so hoch wie die Oberkante des Fensters, und wir sind noch einen Stock höher als in unserer Kabine ! Wenn wir dort rausschauen, sieht es aus, als ob wir in einer Waschmaschine sind, nur noch Wasserwirbel!
Bei einer ganz grossen Welle kippt sogar ein Herr samt Stuhl um, und es gehen einige Gläser zu Bruch, das hat entsprechend laut geklirrt! Zurück aufs Zimmer, dann der Hammer! Neben dem Tagesprogramm für morgen liegt ein Kuvert: Eine Einladung zum Captainsdinner im Bistro Lemaire! Ich renne schreiend den Gang runter zur Silke, die hat aber keine. Trotzdem cool, ich freue mich, und der Gouverneur der Falklands ist auch an Bord seit heute Mittag, vielleicht ist der auch noch am Tisch. Also schaukeln wir mal eine Nacht mit Achtmeterwellen und 40 Knoten Wind. Wunder, oh Wunder, die Pille wirkt gar nicht mehr und es geht mir immer noch gut!
13. Januar: Immer noch auf See
Wah! Eine grauenhafte Nacht! Nicht mal wegen des Geschaukels, ich kann einfach nicht schlafen. Bin nicht müde nach einem Tag nichts tun, plus noch einem recht langen Mittagsschlaf. Liegen vor dem Fernseher ist für mich das beste Schlafmittel, also ab heute wieder alle Vorträge unten im Auditorium.
Nach dem Frühstück um 08:30 folgen wieder Vorträge: um 09:45 Shackleton, echt unglaublich, was der geleistet hat, um 11:00 Süd Georgien, das Kronjuwel der Reise.
Viele schöne Tierbilder und Landschaften, da soll es echt genial viele Pinguin, Robben und Seeelefanten haben. Anschliessend direkt zur Explorer Lounge, Info für morgen : Die ersten zwei Gruppen gehen schon um 07:30 an Land, für zwei Stunden! Schön lange! Die Anderen dann danach um 09:30. Nachmittags die Wanderalbatrosse auf Prion Island. Dort bleiben wir, als Schutzmassnahme für die Vögel, nur 15 Minuten auf dem Hügel, und 15 Minuten am Beach, dann wieder zurück aufs Boot. Leider sehr kurz, aber verständlich, wir geniessen einfach jede Minute extra intensiv. Alle stürmen jetzt los zum Esssaal, aber wir warten lieber, gehen später in aller Ruhe, Zeit genug. Zur Information folgt hier mein neu erlerntes Wissen: Der Antarktische Ozean umfasst den Meeresbereich südlich des 60. Breitengrades. Die natürliche Grenze wird durch die Antarktische Konvergenz gebildet. Das ist die Zone, in der die kalten Wassermassen des südlichen Ozeans auf die warmen Wassermassen des Nordens treffen. Sie verläuft zwischen den 40. und 60. Breitengrades. Somit ist Süd Georgien im Antarktischen Meer und gehört zur Antarktis.
Um etwa 17:00 Nachricht von der Brücke: Land in Sicht!
Die Shag Rocks. Na ja, Land … drei mikrige Felsen voller Vogelscheisse mitten im Nichts, aber ein guter Grund, mal etwas frische Luft zu schnappen und die Kamera auszupacken.
Rundum den Felsen ist das Wasser viel untiefer, mehr Fische, mehr Krill, mehr Vögel. Es hat wirklich viele Vögel auf und um den Felsen, Pinguine schwimmen vorbei, die hüpfen so lustig aus dem Wasser. Es ist merklich kälter und wir sind froh um die dicken Jacken, Kappen und Handschuhe, dafür hat der Wind nachgelassen, nur noch 18 Knoten (etwa Windstärke 5) und wenig Wellen. Noch ein paar Fotos von den Felsen und sie sind schon wieder hinter uns.
Jetzt, wo wir dran vorbei sind mit dem Wind im Rücken, trifft uns erst der „Duft“, oh la la, Scheisse! Vor uns die grosse Leere. Geplante Ankunft morgen um 06:00.
Um 18:30 der Vortrag des Gouverneurs über Umweltschutzmassnahmen, danach unser Dinner mit dem Captain. Es sind 6-7 Tische gedeckt im Lemaire, der Captain und seine höchsten Offizieren dinieren mit uns, bei jedem Gang wechseln sie den Tisch. Vorspeise und Suppe mit der Kreuzfahrtberaterin, Sorbet und Salat mit der Kreuzfahrtdirektorin, die mag ich echt recht gut, die ist supernett. Hauptgang und Dessert dann mit dem Captain, der ist nicht wirklich gemütlich und gesprächig, aber kommt dann schon noch ein bisschen in Fahrt durch unsere blöden Fragen. Es stellt sich heraus, dass jeder Gast mal hoch darf und mit dem Captain dinieren. War ganz nett, aber mit Frank und Silke ist es viel lustiger! Jetzt schnell aufs Zimmer und schauen, wann wir morgen los dürfen.
14. Januar: Süd Georgien – Salisbury Plains & Prion Island
Bin natürlich schon wieder um 06:00 wach. Stelle den Fernseher ein auf Bugkamera oder Radar. Es ist halbbewölkt, 0°C und nur 4-5 Beaufort Wind, das muss klappen heute, ich freue mich so auf den Riesenhaufen Pinguine!
Kaum aus der Dusche mache ich den Vorhang auf und sehe einen Eisberg!!!
Habe mich in rekordverdächtigem Tempo in die Hosen gestürzt, Jacke mit, Kamera natürlich und bin die Treppen hochgerannt, unterdessen die Jacke angezogen, und raus!
Es hat ein paar Sonnenstrahlen, windet ein wenig, schneit ganz leicht, kleine feine Flocken. Robben schwimmen her, tauchen immer wieder auf. Albatrosse sitzen auf dem Wasser, fliegen weg, wenn wir näher kommen. Die Kulisse ist atemberaubend. Hohe Berge, alles frisch verschneit, das Wasser leuchtet in der Sonne türkisblau auf, und es hat nicht nur einen, sondern 4-5 Eisberge! Aus lauter Freude umarme ich den Erstbesten, der mir über den Weg läuft, irgendein Opa, der mir etwas verwundert nachschaut. Der Tag ist gerettet. Wir nähern uns jetzt den Salisbury Plains auf Süd Georgien.
Wir gehen zum Frühstück, nur schnell, ich muss wieder raus, Fotos machen! Erst Gruppe grün, danach sind wir dran.
Am Morgen um 08:00 stehen wir am Strand. Wir und Tausende Pinguine, ein paar Meter entfernt ein halbes Dutzend kuschelige, plüschige, knuddelige Robbenbabies, die neugierig auf uns zukommen.
Pinguine soweit das Auge reicht, weiter hinten ist eine Riesenkolonie mit Alt- und Jungvögeln, aber wir kommen nicht wirklich weiter, alle paar Meter muss ich wieder ein Foto machen. Die Königspinguine sind so was von schön! Silbrig auf dem Rücken, vorne weiss, am Hals gelb-orange und echt absolut nicht beeindruckt von uns, den „grossen roten Hanseatic Pinguinen“.
Als wir endlich ganz hinten sind, bin ich sprachlos. Echt, das passiert mir nicht sehr oft!
Die ganze Ebene (und die ist gross), plus hügelaufwärts, sieht man nur schwarz-weiss-gelb, dazwischen braun, das sind die Jungen, und das ganze ohne Übertreibung, soweit das Auge reicht.
Das Wetter ist auf unserer Seite, nicht superschön, aber wie wir später erfahren, fast windstill, was Voraussetzung Nr. 1 ist für eine Anlandung.
Die Jungen sind echt lustig, riesengrosse, dicke fette Federballen, doppelt so dick wie die Erwachsenen, dazwischen die Einjährigen, die gerade ihre braunen Daunen verlieren. Leider geht das stufenweise, einer hässlicher als der Andere. Mit halbweggefallenen Daunenmänteln sehen die aus wie gerupfte Hühner, aber nur teilweise gerupft, und an sehr willkürlichen Stellen. Einer hat nur noch Daunen am Hals, der sieht aus wie ein Geier. Viel zu schnell ist die Zeit um, und müssen wir zurück zu den Zodiacs.
Um 12:00 sind alle wieder an Bord und es geht 2 SM weiter zur Prion Island. Während unserem Lunch sehen wir immer wieder Robben vorbei schwimmen, die Eisberge sind auch schon etwas näher. Um 15:30 dürfen wir endlich in die Zodiacs.
Die Insel ist Schutzgebiet für brütende Albatrosse, es dürfen nur 50 Personen aufs Mal an Land, jede Gruppe geht also einzeln hoch.
Der Weg über den Hügel führt über so einen Boardwalk, den man ja nicht verlassen darf. Wir sind sehr brav. Es fällt mir schwer, sofort weiter zu laufen, am Strand wimmelt es nur so von plüschigen kleinen Pelzrobben, dazwischen watscheln Pinguine und liegen Seeelefanten.
Oben hat man eine wunderschöne Aussicht über die Bay of Islands, und es nisten einige Albatrosse. Es schneit inzwischen, und der Wind nimmt immer mehr zu. Die Albatrosse halten es nicht für nötig, uns ihre Flugkünste zu zeigen, und bleiben unbeirrt auf ihren Nestern sitzen. Ein paarmal steht einer auf, flappt mit seinen Flügeln, und sitzt wieder ab. Die in der Luft sind schwierig zu fotografieren jetzt wo es schneit. Sobald ich die Kamera hochhebe, ist die Linse sofort nass und voller Schneeflocken. Einstellungen ändern mit Handschuhen ist auch nicht so das Wahre. Einmal zurück am Strand, ist es wieder wie Weihnachten an der Bahnhofstrasse am 24. Dezember, bumsvoll! Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst schauen soll! Kleine Robben, Pinguine mit halbwüchsigen flauschigen Jungtieren, Skuas, Albatrosse, alles läuft durcheinander, die einen gehen baden, die andern kommen raus. Robben spielen in der Brandung, grosse, dicke männliche Robben sitzen wie Statuen dazwischen und überblicken mit Würde das Chaos. Zwei Pinguine stehen auf einem Stück Eis von etwa zwei Metern Länge, bis eine Welle kommt und das Ding kippt und sie unfreiwillig runterrutschen. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber die nächste Gruppe ist dran. Die Rückfahrt ist eine nasse Angelegenheit, der Wind ist jetzt wieder bei 33 Knoten (Windstärke 7) und die Wellen sind bedeutend höher. Macht alles nichts, die Regenhosen sind wasserfest und der Parka auch, und er ist superwarm, wir sind ja schnell wieder an Bord. Unten im Gang gibt es warmen Tee, danach ab unter die warme Dusche. Unsere Kabine sieht aus wie ein Campingzelt nach drei Tagen Regen, überall liegen Sachen zum Trocknen. Zeit für einen Drink in der Obsi, finde ich! Mit einer Caipirinha in der Hand lässt es sich gut aushalten dort oben.
Vor der Einfahrt zur Bucht liegt ein riesiger Tafeleisberg, laut Brücke 1 km lang, 50 m hoch, und dann ist noch 6-7x so viel unter dem Wasser! Ein riesen Ding! Es ist gerade noch hell genug, um ein paar schöne Bilder zu machen. Dinner kann warten, ich bleibe an Deck, bis wir ganz daran vorbei sind.
15. Januar : Süd Georgien – Stromberg & Gryttviken
Am Morgen um 06:00 fahren wir in die Bucht vor Stromberg rein. Draussen war noch Windstärke 6-7, hier ist es wieder fast windstill. Ich gehe an Deck, um ein paar Fotos zu machen.
Vor mir liegt die alte Walfangstation, umringt von hohen Bergen, fast wie ein Amphitheater.
Ab etwa 100 m liegt Schnee, weiter unten ist irgendein grünes Gewächs. Mit blossem Auge sieht man am Strand schon die vielen Robben, und hören tut man sie auch! Beim Frühstück lesen wir, dass es in der Schweiz -5°C ist, ha, und wir haben Sommer hier! Heute kommen zuerst die Gruppen gelb und blau, wir sind erst um 10:00 dran. Es ist sehr gut geschützt hier, wir sind schnell und bequem an Land. Dort hat es die alte Walfangstation, nur Ruinen und total verrostet, wir dürfen nicht mal näher ran wegen Einsturzgefahr. Das gibt mal etwas andere Fotos: Pinguine und Robben vor bräunlichen Schrotthaufen … Es hat einen kleinen Fluss, der ins Meer mündet, man kann bis hinten an den Wasserfall laufen, nur Gras und Steine. Wir machen mit dem Tele von recht weit weg ein Foto vom Wasserfall und gehen wieder zurück zum Strand und zu den Pinguinen und Robben.
Die Robben sind immer in Bewegung und sehr neugierig, mehrmals müssen sie weggescheucht werden, damit das Zodiac anlanden kann.
Die Pinguine sind wieder in diversen Stadien von „Haarausfall“. Das war echt wieder super schön hier!
Wir fahren weiter nach Gryttviken in der Cumberland Bay, die nächste Walfangstation. Diesmal nicht nur Schrott, es hat auch eine Kirche, Museum, Post Office und einen SHOP, oh la la … Okay, der war nix, dafür das Post Office! Habe eine schöne Karte gekauft, und als ich da Schlange stand, kam ich an den Briefmarken vorbei. Ich bin total kein Briefmarkenfan oder –sammler, aber die hier, die sind so schön! Und da der Gouverneur (der hier das Schiff verlässt) uns erzählt hat, dass nach Fischerei und Tourismus Briefmarken für dieses Land die grösste Einnahmequelle sind, sehe ich es als eine Art Spende und habe First Day Stamps: The Shackleton Collection, gekauft!
Aber fangen wir vorne an. Auf dem Weg nach Gryttviken waren wir plötzlich wieder in so einem Eisbergfeld. Wir haben, scheint’s, mega Glück, im Dezember 2012 hat sich ein riesengrosses Stück Packeis am Antarktischen Kontinent gelöst, und das schwimmt jetzt langsam mit den Strömungen des Weddellkreises nach Norden. Normal hat es hier nie so was! Echt, die sind so schön, jeder ist ein Kunstwerk für sich, mal wie ein Tisch, mal gekippt oder schräg abgebrochen, wie Skulpturen, die einfach vorbei schwimmen. In einer Ecke der Bucht steht ein kleines schlichtes weisses Kreuz für Shackleton, der hier begraben liegt, etwas weiter in der Bucht kommt die Walfangstation in Sicht.
Eine etwas besser erhaltener Rosthaufen als heute Morgen, der sich bei näherer Betrachtung als sehr fotogen erweist.
Alle Gruppen gehen nacheinander an Land und sofort zum Friedhof. Klein, fein und weiss eingezäunt. Direkt am Zaun liegen etwa zehn Seeelefanten, sind die dick, Mann! Aber Augen! Wenn sie einen anschauen und die Augen weit aufsperren, sind sie echt fast zum knuddeln. Der Captain hält eine Ansprache, und nachher gibt’s einen Schluck Rum, wir stossen an auf Ernest Shackleton, eine alte Seemannstradition, welche wir natürlich unterstützen!
Darauf folgt eine Bergwanderung in Gummistiefeln. Ach, das muss man mal gemacht haben! Es geht ziemlich steil hinauf, den Boden ist sumpfig und feucht, die Stiefel sind gar nicht so unpassend. Zum Glück ist es nicht weit, schon sind wir auf einem Hügelrücken mit wunderbarer Sicht über die Bucht, wir stehen hier im Schneesturm, unten scheint gerade die Sonne. Nach dem obligaten Aussichtsfoto steigen wir wieder runter und laufen zwischen den Schrotthaufen durch. Überall stehen Tafeln, die erklären wie das früher so gemacht wurde. Bin ich froh, dass ich heute lebe!
Und dann landete ich im Post Office, danach im Museum. Da steht eine Kopie von dem Ruderboot, mit welchem Shackleton hierher kam, echt, Respekt!
Es gibt bei der Anlandestelle inzwischen Tee mit Rum und Glühwein, um etwas aufzutauen. Das Wetter wechselt zwischen sonnig und windstill und Schneesturm. Wir gehen mit einem der letzten Zodiacs wieder an Bord. Um 18:30 fahren wir los und werden die Nacht auf See verbringen. Die beiden Buchten scheinen so ruhig, geschützt und windstill, aber die haben hier echt enormen Respekt für die sogenannten „ Katabatischen Fallwinde“, die treten ganz unerwartet auf, können aber bis 300 km/h stark sein. So extrem zwar nur im Winter, aber auch im Sommer möglich und bis Windstärke 11-12!
16. Januar: Süd Georgien – St.Andrews Bay & Gold Harbour & Coopers Bay
Rate mal, wer heute als erste an Land geht: Gruppe rot! Drei Anlandungen und superschönes Wetter, juhui!
Ich bin nicht mehr zu bremsen, an schlafen nicht zu denken, ich stehe also um 04:30 schon auf dem obersten Deck. Wunderschönes Wetter, verschneite Berge, der Duft der Pinguine kommt einem schon entgegen (etwa wie von einem Hühnerstall).
Punkt 05:00 gehen wir in der St.Andrews Bay vor Anker. Ich bin die allererste im ersten Zodiac. Das ist wieder genial hier. Sehr viele Köningspinguine, ein paar Robben und Seeelefanten. Wir laufen dazwischen durch, müssen ab und zu einer fauchenden Robbe ausweichen, gehen um eine Gruppe Pinguine rum und kommen dann auf einen Hügel. Blick auf 400‘000 Köningspinguine vor riesigen Gletschern und verschneiten Berggipfel, wow! Es hat da noch eine Skua mit einem 4-5 Tage alten Küken, so lieb. Die Seeelefanten liegen wieder dicht aneinander gereiht, einer dicker als der andere, und die furzen …! Auf dem Rückweg zur Anlandestelle machen wir zahllose close-up Bilder, Pinguinen kannst du dich bis auf etwa 5m nähern, mit ein wenig Glück laufen die dir vor die Füsse, wenn du nur lange genug stehen bleibst. Nicht zu nah bitte, sonst passt‘s nicht mehr in Bild, denn ich habe mein riesiges 400 mm Teleobjektiv auf der Kamera!
In der Nähe der Anlandestelle ist ein Fluss, der einen Bogen wie ein U beschreibt. An beiden Ufern leuchtet es weiss-schwarz-gelb von lauter Pinguinen.
Ich frage den Arne ganz lieb, ob ich ein bisschen schummeln darf und etwas länger als eine Stunde sitzen bleiben darf. Ja! Ich sollte mich aber unauffällig benehmen, meint er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nicht so einfach, wenn du fast 2 m gross bist und das ganze Schiff einen schon kennt als die grosse verrückte Dame mit dem riesen Rohr.
Zurück an Bord gibt’s Frühstück an der Sonne, draussen auf dem Lemaire Deck mit Peggy & Hans, sie ist auch so „Foto-verrückt“ und meine neue „Fotofreundin“ und Seelenverwandte an Bord. Um 08:30 geht es schon wieder weiter. Draussen ist es herrlich, vor allem wenn ich so halb unter dem Heizstrahler sitze. Mit einem Cappuccino in der Hand sitzen wir an Deck, das Meer ist spiegelglatt, die wunderbare Landschaft gleitet an uns vorbei. Ich bin ein Glückskind, echt! Schon um 10:30 das nächste Highlight, Gold Harbour.
Ich weiss, wieso der so heisst: Es leuchtet nur noch gold-gelb, so viele Pinguine! Als erfahrene alte Profis sind wir in 2 Minuten im Explorer Outfit. Es ist so schön und warm, dass wir Handschuhe und Kappe in der Kabine lassen. An Land liegen wieder haufenweise riesige Seeelefanten. Uns wird aber erzählt, dass das hier nur die mittleren Exemplare sind. Wir bleiben brav in dem im Sand eingezeichneten Kreis, kein Problem, auch so sind wir so nah an allen Tiere, dass ich problemlos von allen ein Close-up machen kann. Wir laufen weiter zum nächsten Kreis, da sind wir 5 m vor einer riesigen Königspinguinkolonie. So schön, und so nah! Es hat putzige dicke braune Küken, die „halb-enthaarten“ älteren Küken, Balzgetue, Paarungen, Liebkosungen und Streit. Ein ganz hässlicher halb-haariger unterhält uns alle.
Er läuft gackernd auf uns zu, wieder weg, wieder her. Er bleibt 1 m vor uns stehen, schaut uns an, verneigt sich, dreht sich, jagt Konkurrenten weg.
Es ist eine grosse gelb-schwarz-weisse Masse hier, im Hintergrund ein grüner Hügel, dahinter massive Gletscher, die Sonne scheint, die Farben leuchten, wow! Ich finde das hier die allerschönste Stelle der Reise. Wenn ich könnte, würde ich jetzt einen dreifachen Salto springen von lauter Freude.
Auch hier hätten die mich ruhig den ganzen Tag zurücklassen dürfen, geht leider nicht, weiter geht’s. Um 16:00 nach Lunch und Mittagsschläfchen der dritte Ausflug: Zodiacfahrt durch Cooper Bay. Mal was anderes, war echt toll. Wir hatten Dr. Arne Kertelheim als Experten dabei, der ist uns aller Liebling, furztrockener Humor und immer gut für ein paar blöde Sprüche, aber er weiss wovon er redet! Wir sehen Zügelpinguine, Robben, Skuas und dann endlich, der „Rocker“ unter der Pinguine, die Goldschopf- oder Macaroni Pinguin.
Wie es sich gehört natürlich wieder in riesigen Mengen. Wir rudern den Zodiac ganz still, ganz nah an den Felsen, cool! Nach einer Stunde sind wir zurück an Bord, damit die nächste Gruppe losfahren kann.
Diese Bay wird nur ganz selten besucht, meist hat es zuviel Wind und Wellen, wir haben wieder Glück gehabt.
Auf der Weiterfahrt fahren wir noch kurz in den Drygalski Fjord auf der Südseite von Süd Georgien rein, danach gibt’s wieder Seetage: 732 SM bis Wild Point auf Elephant Island, voraussichtlich wieder ein paar Tage schaukeln, wah! Echt, das glaube ich fast nicht, hat es doch solche Idioten an Bord, die sich beklagen, dass es schon wieder Pinguine gab heute, die sollte man direkt über Bord werfen. Weg mit den „Natur-Banausen“, und zwar sofort ! Die haben echt keine Ahnung und sind hier fehl am Platz. Alle Naturliebhaber freuen sich wie verrückt, und die sind zum Glück in der grossen Mehrheit. Wir hatten wirklich unglaubliches Glück heute, der Captain fährt hier schon seit 26 Jahren, und hatte noch nie so schönes und vor allem ruhiges Wetter. Glückskinder eben!
17. Januar: Auf See
Ich war echt knocked-out gestern Abend, seit 04:30 auf, drei Ausflüge, ständiges an-, aus- und umziehen, die ganze Aufregung. Ich schlafe tief und fest, draussen heult der Wind, Wellen schlagen gegen den Rumpf, zum Glück relativ wenig Wellen, so darf es von mir aus den nächsten Tagen bleiben. Seetag ist Ausschlaftag, also erst um 08:00 zum Frühstück, ich bin wieder top fit. Wir fahren Kurs 240°, also etwa Südwest in Richtung Süd Shetland Inseln. Unser Ziel : Elephant Island. Von dort startete der arme Shackleton mit fünf seiner Männer in einem besseren Ruderboot, um auf Süd Georgien Hilfe zu holen für seine Mannschaft.
Das waren noch echt harte Männer, wir Weicheier geniessen inzwischen auf unserem beheizten Luxuskahn ein leckeres Frühstück.
Um 10:30 der erste Vortrag über Eisberge, da möchte ich unbedingt hin. Darauf folgte precap/recap Süd Georgien. Das Wetter spielt auch mit, für morgen Rückenwind, nur Stärke 6, Wellen heute 2-3 m, morgen nur noch 1-2 m. Super, dann geht es sogar ohne Pillen. Wir lesen, schreiben Karten, schlafen ein wenig. Nichts zu sehen im Moment, nicht mal ein paar Eisberge, ziemlich langweilig, nur Wasser in Sicht.
18. Januar: Auf See – immer nur Wasser, soweit das Auge reicht
Wieder nichts los, Zeit zum Ausschlafen, dachten wir. Falsch! Plötzlich eine Durchsage: Meereseisband! Ich schaue raus und sehe nur noch Eisklumpen vorbeischwimmen. Manche wie Eiswürfel so klein, andere aber 1 m hoch, 5 m lang, unten blau schimmernd, ausgewaschene skurrile Formen, so schön! Viel zu schnell sind wir durch und sehen wieder nur Wasser.
Ich bestelle zum Frühstück einen Räucherlachsteller und gönne mir einen Sekt. Es ist stark bewölkt, Wind nur Stärke 2-3, das gilt hier schon fast als windstill, keine Wellen, nur Dünung. Nur noch 280 SM … Um 11:30 Vortrag: Wale und Walfang, danach Lunch. Wir lesen, schlafen, um 17:00 wieder ein Vortrag : Antarktis, der Siebte Kontinent. Ich freue mich schon auf all das Eis! Direkt weiter zur Cocktailstunde und Precap für Morgen. Scheisse, nur Zodiactour um Elephant Island und dann wieder weiter, hoffentlich hat es dann Eisberge oder sonst was zum anschauen.
Noch ein Tag nur Wasserblick, dann drehe ich langsam durch.
Wir dinieren heute alleine, Silke und Frank sind beim Captain. Vor lauter Langeweile besaufen wir uns und trinken zwei Flaschen Wein, schlafe gut …
19. Januar: Elephant Island – Point Wild
Wir nähern uns Elephant Island, sehen es kaum wegen dichten Nebels, aber gehen trotzdem schnell raus an Deck. Vor uns eine karge Insel mit steilen Felsklippen, in der Mitte ein Gletscher bis ins Wasser.
Auf dem Wasser treiben Eiswürfelbänder von 1-2 m Breite, unendlich lang, als helle Streifen auf der dunklen, aber sehr ruhigen Wasseroberfläche. Es nieselt leicht.
Wir gehen zuerst mal frühstücken, Gruppe gelb ist heute zuerst dran. Typisches Gelb-Wetter! Die waren auch die ersten in Stanley, wo sie dann in sintflutartigem Regen durchs Dorf liefen. Bei uns kam die Sonne raus. Das wird uns hier kaum passieren, aber ein bisschen heller wäre schon toll. Ein bisschen heller war’s dann, als wir in die Zodiacs gingen. Zuerst auf der rechten Seite der Bucht, da hatte es Hunderte Zügelpinguine auf den Felsen.
An einer Stelle sah man im Schnee ganz klar ihre „Wanderwege“, die wie eine grosse Zickzack-Spur hoch führten. Echt unglaublich, wie hoch oben die Tiere sitzen, locker 20-30 m hoch. Wir folgen der Bucht und fahren vor dem Gletscher durch.
Wir fahren durch so ein „Eiswürfelband“, Gerit zeigt uns ein Stück Meereseis, sieht lustig aus, ganz klar und durchsichtig und voller kleiner Luftblasen, wie eingefrorenes Mineralwasser.
Plötzlich ein Knall, ein Krachen, wie bei einer Lawine! Kalbt der Gletscher? Nein, Fehlalarm. Auch okay, das gäbe sicher eine riesige Welle, wenn so was passiert, und wir sind in unseren kleinen Zodiacs recht nah. Weiter geht’s zur Gedenkbüste für den Captain der Yelcho, das Schiff, welches die hier überwinternden Shackleton Crew rettete.
Der andauernde Nieselregen geht jetzt in Schnee über, nass und leicht verschneit kehren wir zurück an Bord. Ich habe sogar ein brauchbares Foto von den Pinguinen im Wasser, wie sie da raushüpfen während dem Schwimmen. Die Kerli sind natürlich immer gerade auf der anderen Seite des Zodiacs! Als alle an Bord sind, fahren wir weiter um die Ostseite der Insel herum. Im Südwesten ist Lookout Point, na ja, viel Lookout gab’s da nicht. Karg, leer, Schnee, Gletscher und das in schlechtem Wetter. Hier gibt es garantiert keine Anlandung. Um 15:00 dann auch die Nachricht, dass wir jetzt weiter fahren nach Deception Island.
Heute Abend Chefs Dinner, Jürg beklagt sich dass er schon wieder im Anzug erscheinen muss. Ich hatte gesagt nur zwei Mal, jetzt ist das nach Startabend und Offiziersdinner schon das dritte Mal, und am Schluss gibt’s sicher nochmals ein Captainsdinner. Heute war leider wieder hauptsächlich rumsitzen angesagt, aber ab morgen wird es besser, dann sind wieder drei Anlandungen angesagt. Juhui, ich muss dringend mal wieder an Land, wäre vor 100 Jahren sicher ein ganz schlechter Seemann gewesen, geht mir ja alles viel zu langsam (und die waren noch viel langsamer als wir heute!). Paulet Island und Browns Bluff können wir leider definitiv vergessen wegen viel zu viel Eis. Pech gehabt, dafür hatten wir Tafeleisberge vor Süd Georgien, das passiert auch selten. Solange sie den Lemaire Kanal, Paradise Bay und Port Lockroy nicht streichen, bin ich zufrieden.
Obwohl wir wieder 40 Knoten Wind haben, liegt das Schiff recht ruhig, ich kann wieder mal in aller Ruhe duschen.
Das war von den Falklands bis Süd Georgien schon anders, da musste man sich immer sperren, breitbeinig stehen, immer eine Hand an der Wand, um nicht umzukippen! Oder vielleicht habe ich jetzt doch endlich richtige Seebeine? Draussen ist es grau, düster und neblig, kaum Sicht, Wellen bis Fensterhöhe, ich freue mich auf mein Bett, lasse mich heute schön in den Schlaf schaukeln. Wir waren echt total elegant heute beim Dinner, nur die Schilfern auf meiner Nase sind etwas weniger gediegen … Folgeschaden vom Sonnenbrand auf den Falklands, aber es hat noch mehr so Nasen!
20. Januar: Deception Island & Livingstone Island
Mit ein wenig Verspätung sind wir etwa um 07:30 vor Deception Island. Es ist ein eingebrochener Vulkankrater, misst 13×14 km. Wir fahren durch eine schmale Öffnung da rein. Klippen links und rechts, nur etwa 200 m breit, und es bläst so stark, dass wir unsere Fotokamera nicht still halten können, gut 40 Knoten, das ist Windstärke 8, kein Wunder heisst es Neptuns Bellows. In der Caldera ist es zwar ruhiger, aber immer noch 30 Knoten Wind, zuviel für ein Ausbooten, also wieder warten.
Der Nebel hängt tief über die Kraterkante, der Strand und die Hügel sind schwarz, das Meer dunkelgrau.
Es ist eine trostlose Sache hier: Einzelne Schrotthaufen an Land, Walverarbeitungsreste, Kessel, Tonnen, Brenner, ein paar vergammelte Reste von Gebäuden, die wir nicht betreten dürfen wegen Einsturzgefahr. Etwa zwei Stunden später klappt es dann doch, und wir dürfen an Land. Das werden wieder nur schwarz-weiss Fotos heute … Der Nebel ist so dicht, dass wir teils das Schiff nicht mehr sehen. Ein wenig die Beinen strecken tut gut.
Am Strand hat es einzelne Zügelpinguine, die sind ein Stück kleiner als unsere Freunden auf Süd Georgien, aber herzig sind sie! Ich setze mich in den Sand, ein Pinguin läuft auf mich zu, macht einen Bogen um mich, und läuft fast in Jürg rein.
Der hatte schon Angst, der Kleine würde ihm in den Stiefeln picken. Ich probiere, in ein paar Fotos die trostlose Einsamkeit hier fest zu halten, nicht wirklich reizvoll hier! Zurück zur Anlandestelle, da geht ein tapferer Mann baden, das Wasser im frisch gebuddelten Loch ist sicher warm, die Lufttemperatur nur +2°C und dazu 35 Knoten Wind, nein danke! Wie die meisten andern mache ich da lieber nur ein Foto.
Heisse Bouillon, als wir zurück an Bord kommen, das tut gut! Wir relaxen, während wir noch eine Ehrenrunde durch die Caldera fahren, für eine zweite Anlandung fehlt die Zeit. Egal, hier ist nichts Aufsehen erregendes, ich will Pingis, und zwar in grossen Mengen, ich zeige schon die ersten Entzugserscheinungen! Es geht nordwärts nach Hannah Point auf Livingstone Island. Das muss gut kommen, ich als Afrika Fan, ich setze voll auf Livingstone. Und 1-2-3, mein Hoch ist wieder da, das war wieder so was von cool! Zuerst sah es recht düster aus, aber als wir im Windschatten der Insel anlangten, war es sofort ruhiger. Okay, es spritzt recht im Zodiac, aber was soll’s. Wir sind heute Gruppe 2.
Zuerst zu einer Gruppe Eselspinguine mit Jungen. Die werden im November geboren, sie sind also schon ziemlich gross, aber soooo schnüggelig!
Meistens waren es zwei Junge pro Nest, graues Fell, weisser Bauch, roter Schnabel und rote Füsse, und zum Teil recht frech! Andere lagen da wie tot und schliefen fest.
Direkt daneben auf dem Felsen eine Kolonie Zügelpinguine, heute ist wieder mal mein Glückstag! Die hier sind nicht ganz so herzig wie die Zügelpinguine, die Erwachsenen sind schwarz-weiss und haben unter ihrem Kinn ein schwarzes Band, wie bei einem Helm, deswegen der Name Chinstrap auf Englisch/ Zügel auf Deutsch. Die kleinen sind einfach graue Daunenkugeln mit Füssen und Schnabel, aber echt, auch soooo lieb! Nach 45 Minuten wieder zurück, so schade.
Morgen erreichen wir dann endlich Antarktisches Festland, endlich Schnee- und Eislandschaften, und noch kleinere Pinguinküken!
Echt, ich bescheisse morgen, wir sind Gruppe 3 und ich bleibe, bis die letzten gehen, verstecke mich irgendwo und gehe erst mit dem letzten Zodiac heim.
21. Januar: Cuverville Island & Errera Kanal & Melchior Island
Wow, das ist schön hier! Backbord riesige Eis- und Schneekanten, eine kleine karge Insel, steuerbord ein Kanal, auch wieder flankiert von Eiswänden. Im Wasser treiben Eisberge, oder Bruchteile davon, ein paar Pinguine hüpfen durchs Wasser, das hier übrigens flach wie ein Ententeich ist. Wir treiben direkt vor Cuverville Island, Zodiacs rein, und los geht’s. Wir sind erst etwas später dran, aber das Warten lohnt sich.
Wir fahren mit dem Zodiac zwischen skurril geformten Eisbergen durch und erreichen einen Strand aus grobem Kies.
Zuerst nach links, da hat man nebst Pinguinen noch einen schönen Blick auf die Hanseatic im Hintergrund. Hier hat es wieder Eselspinguine, im Unterschied zu gestern zwar auch meistens mit zwei Küken, aber die gestern waren 3-4 Monate alt und fast so gross wie die Eltern. Die hier sind einen bis vier Tage alt und richtig winzig.
Zurück zur Anlandestelle, wo eine Pinguinautobahn vom Hügel runterkommt, echt lustig zu schauen wie die da hoch und runter watscheln. Am anderen Ende der Bucht steht Expertin Silvia bei einer ähnlichen Kolonie, nur hier kann man etwas näher ran, und es hat Eisberge und Gletscherwände im Hintergrund. Wie angedroht bleibe ich sitzen, bis ich gerufen werde, und fahre mit dem zweitletzten Zodiac zurück ( im letzten sind die Experten, das zählt eigentlich nicht). Wir fahren nochmals ganz nah an den Eisbergen vorbei, so dass wir noch ein paar coole Fotos machen können. Zurück an Bord, sofort umziehen, ich habe nicht nur Stiefel, sondern auch Hosen voller Pinguinkacke, es mieft auch entsprechend in unserer Kabine, und das obwohl wir immer Stiefel und Hosen abwaschen im Schuhraum.
Wir fahren jetzt zwischen Ronge Island und dem Festland durch den Errera Kanal. Das Wasser ist gespickt mit Eisbergen in allerlei Farben, Formen und Grössen. Auf einer liegt ein Seeleopard, aber leider ziemlich weit weg, ist winzig klein auf dem Foto, trotz riesiger Linse. Als wir gerade ein extrem schön, blau schimmerndes Exemplar von einem Eisberg fotografieren, kommt plötzlich Silvias Stimme durch den Bordlautsprecher: Backbords, da stehen wir gerade, Pinguine auf einem Eisberg. Auf einer Kuppe stehen etwa 10-12 Stück. Aber das Beste kommt noch, als wir weiterfahren, zeigt sich hinter der Kuppe ein grosses, flach abfallendes Stück, das sich runter zieht bis zu einem türkisblauen „Swimmingpool“. Noch besser: es sind jetzt Hunderte Pinguine da. Und das Allerbeste: die rannten alle davon und sprangen ins Wasser, gerade als wir vorbei fuhren.
Keine 5 Minuten vorher sagte ich noch, jetzt fehlt mir nur noch ein Foto von Pinguinen auf einem Eisberg, das war ja besser als ich je geträumt hätte!
Nach 25 SM, etwa zwei Stunden Fahrt, sind wir vor Melchior Island. Unterwegs haben wir noch eine Ehrenrunde gedreht, um zwei Buckelwalen besser zu sehen. Die kamen recht nah, zeigten Flosse, nein, Fluke heisst das offiziell. Es ist wieder wunderschön hier, überall weisse Wände, auf der Insel eine kleine argentinische Forschungsstation (verlassen weil kein Geld da ist). Sie bietet mit ihren rote Häusern einen schönen Kontrast zur weissen Welt rund um uns. Sogar die Sonne zeigt sich, aber leider bis wir dran sind nicht mehr. Es ist mega interessant, wir fahren mit unserem kleinen Zodiac an 20-30 m hohen Schneewände vorbei.
Die haben zum Teil recht tiefe Risse und potentielle Abbruchstellen – nicht dran denken! Wenn so was neben uns abbricht, gibt es eine so grosse Welle, dass wir garantiert kippen würden. Wir kreuzen zwischen den vielen Inseln herum, fahren recht weit in den Bremen Kanal rein, müssen aber umkehren, weil es so untief ist.
Gigantische Wände türmen sich über uns, und überall rundherum. Jede Wand hat Rillen, Risse, Strukturen, Abbruchkanten, es sind wahre Kunstwerke in Weiss.
Nach 90 Minuten sind wir, leicht durchgefroren, wieder zurück an Bord. Nach dem Dinner Percap für morgen, da ist wieder Rot zuerst, also sicher drei Anlandungen und schönes Wetter! Ich stelle den Wecker mal wieder auf 04:00 für ein Sonnenaufgangsfoto.
22. Januar: Paradise Bay & Neumayer Kanal & Port Lockroy
Punkt 04:00 schaue ich raus, wieder nichts, nur dichter Nebel bis fast aufs Wasser! Kann nicht mehr schlafen, also raus an Deck.
Diese Stille, das ist unbeschreiblich. Alles ist weiss, Gletscherwände bis ins Wasser, das Wasser ist total ruhig, nur die Bugwelle vom Schiff verursacht einen Wellenschlag.
Wir fahren an der scheinbar verlassenen Chilenische Forschungsstation Gonzales Vilea vorbei. Da liegt ja ein Segelboot vor Anker! Lieber die als ich!
Mit ganz wenig Verspätung erreichen wir die argentinische Station Almirante Brown. Jetzt werden wir endlich Antarktisches Festland betreten!
Es ist eine grosse, stille, weisse Bucht. Die Sonne kommt fast raus. Wir sehen Berge bis über 2000 m hoch, unten hängt teils noch der Nebel. Überall Eisberge und Bänder von Eiswürfeln, Pinguine schwimmen zur Begrüssung vorbei, an Land drei rot angestrichene Baracken, das Dach voller Nationalstolz in blau-weiss, wie die argentinische Fahne.
Die Fahne hängt schlaff runter, es ist windstill. Wir gehen um 06:30 mit dem ersten Zodiac an Land. Um die roten Baracken herum hat es überall Zügelpinguine, – nein! weiter gehen!
Wir steigen mühsam den ca. 80 m hohen Hügel hoch. Es ist nicht wirklich streng, aber mit all den Klamotten und in Gummistiefeln ohne Profil doch eine Herausforderung. Wir sacken immer wieder im Schnee ein, die letzte Gruppe wird es einfach haben, wir machen eine schöne Spur. Die Aussicht von oben ist genial. Die Berge spiegeln sich im spiegelglatten Wasser der Paradise Bay, die restliche Gruppe folgt wie eine Reihe roter Pinguine in unserer Spur. Jürg hat den Bergpreis, steht als Erster oben. Da ganz oben relativ wenig Platz ist, gehen wir wieder runter, um den Andern auch den grandiosen Blick runter zu gönnen. Von halbwegs oben, oder unten, wie man‘s nimmt, ist es ebenso schön, und wir legen nochmals einen Fotostop ein, wow!
Als alle wieder an Bord sind, geht es um 09:00 weiter, Zodiactour durch Paradise Bay, wir haben gerade noch Zeit zu frühstücken. Die Bucht macht ihrem Namen aller Ehre.
Ich sage fast jeden Abend: Schöner geht’s nicht mehr, aber immer wieder bringt mich dieser Kontinent ins Staunen. Echt, das hier ist so unglaublich schön!
Am Anfang war die Zodiactour einfach schön, wir fuhren zum Felsen, wo wir am Morgen hochgeklettert waren. Da unten nisteten zahllose Kormorane. Weiter zu einer Eisscholle mit einer Robbe darauf. Ums Eck, und da fielen uns allen die Unterkiefer runter …
Massive weisse Gletscherwände, hohe Berge, alles spiegelt sich im glasklaren Wasser der Bucht, das je nach Lichteinfall türkis bis dunkelgrau schimmert. Ganz unten hat es zwei Höhlen, die spiegeln sich im Wasser, wie Eingangstüren zu einer Kathedrale. Eisberge mit vertikalen Rillen, die spiegeln sich so klar wie Messerschnitte im dunklen Wasser, überall treiben Eisschollen, auch die spiegeln sich.
Echt mega genial, ich weiss nicht, was die Steigerungsform von genial ist, aber das hier ist es.
Leider sind wir nach 90 Minuten zurück, die Zeit ist nur so geflogen. An Deck läuft eine Party, Pölser Party um genau zu sein. Pölser sind so eine Art Hot Dogs, dazu unendlich Bier, Sekt oder Wodka. Die Stimmung steigt mit zunehmendem Alkoholpegel. An diesem Abend fehlen einige Gäste beim Nachtessen … und nicht wegen Seegangs! Wir verziehen uns auf das Topdeck mit Ruedi und Gabriela. Da stehe ich dann, auf so einem Luxusschiff, in der schönsten Bucht der Welt, mit einem Glas Sekt, während die Partymusik spielt. So dekadent!
Wir fahren weiter, quer über die Gerlache Strait und durch den Neumayer Kanal bis Port Lockroy auf der Westseite von Wiencke Island. In der Bucht liegt schon ein Schiff, die MS Protector von der British Antarktic Survey, aber es hat Platz genug. Unser Schiff ist fast so gross wie die ganze Insel. Es hat genau drei Gebäude: einen Geräteschuppen, ein Museum und ein Post Office, und etwa 1000 Eselspinguine. Da hier im Sommer fast täglich Schiffe vorbeikommen, sind die Pinguine so an Menschen gewöhnt, dass sie ganz nah, halb unter den Gebäuden ihre Nester bauen. Ja, ja, ich als neu erweckte Pinguinologin flippe fast aus! Hier hat es mini-mini-mini Pinguine auf 2-3 m Distanz!
Expertin Silvia kriegt hier fast eine Herzkrise, man sieht es ihr an, viel zu nah, viel zu nah, steht ihr auf der Stirn geschrieben! Wehe, jemand setzt einen Fuss neben den Gehweg!
Das Museum ist echt herzig, zeigt wie hier früher gelebt wurde. Highlight ist natürlich der Shop. Sauteuer, aber 50 % geht an die Antarctic Foundation, wir sehen es mal als eine Spende. Ich gehe raus, sitze im Nieselregen und knipse Pinguinbabies, bis mir die Finger fast abfrieren. Eins ist wirklich gerade geschlüpft, ist nur minim grösser als das Ei daneben. Ich muss etwa zehnmal die Linse trocken wischen, aber das ist mir so was von egal. Das ist wieder so einer: Ein „ich bleibe hier den ganzen Tag-Ort“. Okay, die andern möchten auch noch schauen, also brav nach 45 Minuten zurück, davon war ich fünf Minuten im Museum, drei im Shop und sonst bei den Pinguinen. Ich weiss, ich bin nicht ganz normal, aber ich bin sooooo happy!
Zurück an Bord gibt es heissen Glühwein, ich lebe echt gesund heute, drei Gläser Sekt, Hotdogs und Glühwein. Wir lesen und schreiben in unserer Kabine. Da die „Löcher“, eigentlich heisst das side gates, wieder die ganze Zeit offen sind, zieht es grausam im Gang. Und da wir die erste Kabine im Gang haben, ist es bei uns langsam auch eiskalt. Wir verziehen uns mit einem Buch in die Observations Lounge. Das geht echt nicht, lesen bei so einer Aussicht, also Bücher weg und die Landschaft geniessen.
23. Januar: Lemaire Kanal & Vernadsky Base & Petermann Island
Mein Wecker geht um 06:45, bewölkt, ha! Wusste ich‘s doch! Ich durchschaue die allgemeine Wetterlage schon, tief hängende Wolken, windstill. Wo sollen die hin die Wolken, die bleiben den ganzen Tag. Punkt 07:00, wie versprochen fahren wir in den Lemaire Kanal rein.
Es ist sehr schön. Leider sehen wir nicht, wie hoch die Berge rund um uns sind, dennoch ist es beeindruckend.
Der Kanal wird immer schmaler und weisser, nicht wirklich Packeis, aber recht viel Eis.
Auf einer Scholle liegt was, schnell das „Rohr“ montieren. Ein Seeleopard, super, den hatten wir noch nicht so nah gesehen. Er ist wirklich anders als die Seebären und Robben, viel schmalerer Kopf, fast bösartiger Blick, schlangenmässig.Das Wetter klart auf, nicht direkt sonnig, aber mehr Licht. Wir sehen tief verschneite Bergspitzen, Hunderte Eisberge, die werden immer zahlreicher und grösser, so schön. Ab und zu wird ein Teil der Landschaft durch einen Sonnenstrahl erhellt. Mal ein Spotlight hier, mal da! Wow! Uns frieren fast die Finger ab, schnell frühstücken, auftauen und wieder raus. Um 09:00 liegen wir in der Nähe der Vernadsky Station vor Anker.
Das hier ist der südlichste Punkt unserer Reise, die Koordinaten sind 65°13‘8S-064°14‘6W. Die ersten Zodiacs gehen raus, wir sind als Letzte dran, noch 90 Minuten warten.
Also wieder mit einem Buch in Richtung Obsi. Als wir endlich raus dürfen, ist das schöne Wetter vorbei, Nebel rundum, wir sehen die Insel nicht mal, obwohl wir gerade davor liegen!
Unsere Zodiacfahrerin hat auch ihre liebe Mühe, wir kreuzen etwas ziellos zwischen den Eisbergen rum, sie muss anhalten um ihre Brille zu putzen. Dann sehen wir, weit weg im Nebel, ein anderes Zodiac. Sie gibt zu, den Weg nicht mehr zu wissen und fährt auf das andere Zodiac zu und folgt ihm. Der Nebel ist jetzt so dicht, dass wir es nur noch sehen, wenn wir uns fast berühren, dicht dran bleiben bitte!!! Zum Glück war die Insel immer direkt vor uns, ich hatte da nicht so Angst, immer der Küste folgen, dann wären wir schon irgendwann mal auf die Basis gestossen. Später hörten wir, dass die auf der Brücke wegen uns ziemlich Stress hatten, weil wir beim Herumfahren so weit ab vom richtigen Kurs waren, dass wir vom Radar verschwunden waren … Zuerst besichtigten wir Wordie House, eine alte Forschungsstation, danach Vernadsky Base. Das war interessant!
Sie gehört jetzt der Ukraine. Irgend so ein Russe mit köstlichem Akzent führte uns herum. Die leben hier mit elf Männern, immer ein Jahr, die Ablösung kommt in März, und mit dieser auch die ganzen Vorräte: Essen, Trinken, Diesel, Werkzeuge, Wodka.
Der Wodka ist leider seit Weihnachten fertig. Es hat einen winzigen Shop, der Name : “the southernmost souvenirshop in the world”, das stimmt. Mit unseren letzten 10 Euro zwei Aufnäher gekauft.
Hier kann man statt mit Geld auch mit BH bezahlen, vergesst es, Jungs, meine sind zu teuer!
Während der Lunchtime fahren wir bis Petermann Island. Wir lunchen heute mit Alex und Marina, die sind nett, so langsam lernt man immer mehr sehr nette Leuten kennen, leider ist es aber bald vorbei. Das wird unser letzter Ausflug.
Hier hat es die einzige Pinguinart, die wir noch nicht gesehen haben, die Adeliepinguine. Es ist etwas weniger neblig, wir sehen sogar die Insel vor uns wieder. Das ist eine lustige Insel, grosse, schwarz-braune Felsbrocken, dazwischen liegt noch Schnee, der sich langsam in „Matsch“ verwandelt. Es ist wieder wärmer, sicher +5°C. Es hat zwei Orte, wo wir hin können, beim ersten liegen, stehen, hüpfen die Pinguine auf einem grossen Felsen. Es ist eine gemischte Gruppe, Esels und Adeliepinguine. Die Eselsküken sind hier schon recht gross, fast so gross wie ihre Eltern. Die Adeliepinguine scheinen auf den Fotos herzig, aber das täuscht: Wenn man sie in Realität sieht, geht’s noch so.
Sie sind recht klein, nur schwarz-weiss mit einem weissen Ring um die Augen, etwas wenig Kontrast und Farbe, im close-up sind sie aber dann doch recht hübsch.
Ihre Küken sind leider die hässlichsten. Dunkelbraune Daunenkugeln, doppelt so dick wie die Eltern und gleich gross, ein dunkles, unscheinbares Braun, nicht so schön wie die Küken der Königspinguine. Zudem sind die meisten dreckig, extrem dreckig, als ob sie sich im Schlamm, oder sonst was, gewälzt hätten. Haben sie wahrscheinlich auch!
Die zweite Pinguingruppe ist auf einem ähnlichen felsen, hier sind zudem noch Königskormorane mit je etwa 3-4 Jungen am Nisten. Ein echtes Wirrwarr, es wimmelt hier nur so von Tieren, und alle laufen durcheinander. Schade, die Zeit geht immer so schnell um. Wir sind das letzte Zodiac der letzten Gruppe, länger hätte ich es nicht geniessen können. Jetzt ist leider endgültig fertig.
Uns stehen 688 SM bevor, das heisst wieder zwei Tage und drei Nächte nur Wasser rundum, und jetzt geht durch die berühmt berüchtigte Drake Passage. Als wir losfahren, stehen wir auf dem Topdeck, sehen noch eine Eisscholle mit Pinguinen, die fleissig ins Wasser springen, und später noch einen Wal, der springt jedes Mal, wenn er auftaucht, aus dem Wasser raus. Das war ein toller Abschluss. Jetzt folgen ein paar Tage „Meeresblick“.
24. Januar: Auf See in der Drake Passage
Unheimlich, wie schnell das im nachhinein geht, wir sind schon wieder auf dem Heimweg! Für den Nachmittag ist schlechtes Wetter angesagt, shit, noch mehr Geschaukel. Sturm, Regen, 40 Knoten Wind, Wellen … na ja, wird schon gehen. Frühstück, ein paar Vorträge, ich schlafe fast ein, meine Seekrankheitspille macht so müde! Es geht mir gut, noch 472 SM, Wind jetzt bei Windstärke 6, wird noch 7-8, echt, es geht immer noch! Lunch, Mittagsschlaf, essen, essen, essen, es gibt ja sonst nichts zu tun.
Gegen 17:00 wird es richtig stürmisch, unser Bullauge wird wieder „ausgewaschen“, immer wieder spült eine Welle darüber, wie im Aquarium, nur ohne Fische, es wird langsam Zeit für die nächste Pille …
Das GPS zeigt ein winziges Pünktchen in ganz, ganz viel Wasser. Um 18:15 Captains Apero, laufen geht nur noch mit festhalten, alle schwanken wie Schwerstbetrunkene, das wird noch lustig. Der Captain meinte zwar: Schön, dass wir so eine ruhige Überfahrt haben … ha, ha! Beim Dinner waren die Wellen dann wieder höher als die obere Fensterkante, das ist etwa so, als wenn man im dritten Stock sitzt und plötzlich bedeckt eine Welle das ganze Fenster! Der Captain korrigiert seinen Ausspruch von vorhin und meint, es sei eine „mittlere Überfahrt“, es gäbe durchaus noch sportlichere Versionen. Nein danke, mir reicht es!
25. Januar : Auf See mit Kotztüte in der Hand
In der Nacht war es mal ganz schlimm, laut GPS 55,3 Knoten das ist Windstärke 10 oder so. Ich kann nicht sagen, wie hoch die Wellen waren, weil es stockdunkel war, aber sicher hoch. Es schaukelte so stark, dass wir uns an unser Bett klammern müssen, um nicht raus zu fallen, und alles was auf dem Tisch war, liegt am Boden. Am Morgen schnell wieder eine Pille geschluckt, ich schlafe zwar fast im Gehen ein, aber die andere Option ist Kotztüte füllen, das möchte ich ganz sicher nicht.
Der Wind lässt nach, um 09:00 Durchsage vom Captain: Wir kommen gut voran, sollten um 12:00 in Landnähe sein. Juhui, Land schützt, also weniger Wellen!
Tatsächlich wird es ab 12:00 bedeutend ruhiger. Wir packen die Taschen und trinken danach den Willkommenssekt, der seit Tag 1 im Kühlschrank steht, endlich aus.
Unter dem Heizstrahler auf dem Lemaire Deck, Sekt in der Hand, fahren wir bei Windstärke 9-10 in den Beagle Kanal ein. Macht nichts, Wind im Rücken, und der Kanal schützt gegen die Wellen, wir gehen wieder ohne zu schwanken. Wir können leider in Ushuaia nicht in den Hafen, zuviel Wind, also liegen wir hier vor Anker und hoffen, dass der Wind nachlässt bis morgen früh. Auf jeden Fall eine ruhige Nacht.
26. Januar : Rückreise via Buenos Aires
Als wir um 07:00 aufstehen, fahren wir gerade in den Hafen ein. Nach dem Frühstück unsere Boardingpässe abholen in der Explorer Lounge, alles ist wieder tipptopp durchorganisiert.
In Buenos Aires geht auch alles recht schnell. Die meisten buchen für am Abend eine Tango Show und für morgen einen Ausflug. Wir machen unseren eigenen Plan. Shoppingmeile, danach eine Tango Show ( die ich von zuhause aus schon gebucht hatte) mit Dinner. War schön. Morgen ein easy day, noch ein bisschen rumspazieren am Puerto Madero, Kaffee trinken, shoppen und um 14:00 zum Flughafen, dann geht’s wirklich heim.
DAS WAR DIE UNGLAUBLICHSTE REISE MEINES LEBENS, WOW!
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Copyright Foto und Text : Astrid Bluemel für bluemelphoto
Mit herzlichem Dank an meine “Editorin” Edith
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